Die Europäische Zentralbank (EZB) schlägt Alarm: Der Preisverfall bei Gewerbeimmobilien stellt ein erhebliches Risiko für europäische Banken dar und könnte in den kommenden Jahren zu lang anhaltenden Belastungen führen. Diese Warnung der EZB kommt nicht aus dem Nichts, denn ähnliche Probleme haben bereits in den USA zu Turbulenzen geführt.

In den Vereinigten Staaten haben vor allem Regionalbanken, die Gewerbeimmobilien finanziert haben, die Auswirkungen des Preisverfalls zu spüren bekommen. Die kürzlichen Zinserhöhungen brachten einige dieser Institute an den Rand des Zusammenbruchs. Doch das Problem betrifft nicht nur die USA; auch in Europa ist die Gefahr allgegenwärtig.

Nach Angaben von Bloomberg belaufen sich die Kreditvergaben europäischer Banken, die durch Gewerbeimmobilien abgesichert sind, auf 1,2 Billionen Euro – ein beträchtlicher Anteil von 8,3 Prozent des gesamten Kreditportfolios. Diese Zahlen stammen aus Daten der Europäischen Zentralbank (EZB). Claudia Buch, Vorsitzende des Aufsichtsgremiums der EZB, betont, dass Gewerbeimmobilien besonders anfällig sind und überdurchschnittlich hohe Anteile an notleidenden Krediten aufweisen.

Die EZB verfolgt die Entwicklungen im Gewerbeimmobiliensektor bereits seit 2017 genau. Es wurde festgestellt, dass einige Immobilienunternehmen Kredite aufgenommen haben, deren Rückzahlung im Falle steigender Zinsen problematisch würde. Die Pandemie hat den Druck auf den Sektor weiter erhöht, da viele Arbeitsplätze ins Homeoffice verlagert wurden, was zu Umsatzrückgängen in Lokalen und Geschäften führte. Der anschließende Anstieg der Zinsen nach der Pandemie hat den Druck zusätzlich verstärkt, da Refinanzierungen zu anderen Konditionen stattfinden und variabel verzinsliche Kredite neu bewertet werden müssen.

Um mit diesem Risiko umzugehen, werden laut Bloomberg bereits Maßnahmen in der EZB diskutiert. Es wird erwartet, dass Banken höhere Sicherheiten verlangen und mehr Risikovorsorgen treffen werden.

Ein weiteres Problem liegt in der mangelnden Transparenz der Banken bezüglich ihrer Kreditportfolios. Seit 2018 hat die EZB die Immobilienportfolios von mehr als 40 Banken in Europa, Großbritannien und den USA untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass einige Institute das Potenzial für erhebliche Verluste nicht erkannten und keine ausreichenden Informationen über ihre Kredite hatten.

José Manuel Campa, Chef der EU-Bankenaufsichtsbehörde EBA, warnt die Banken vor den langfristigen Folgen des Preisverfalls bei Gewerbeimmobilien. Er betont jedoch, dass der Sektor nicht unmittelbar vor einer systemischen Gefahr steht. Dennoch zeigt das Beispiel der deutschen Pfandbriefbank, wie schnell eine Bank unter Druck geraten kann, insbesondere wenn sie sich stark im US-Gewerbeimmobiliensektor engagiert hat.

Insgesamt verdeutlicht die Warnung der EZB die dringende Notwendigkeit für europäische Banken, sich auf die anhaltenden Risiken im Gewerbeimmobiliensektor vorzubereiten und angemessene Maßnahmen zu ergreifen, um mögliche Belastungen zu minimieren.