Der Immobilienmarkt in Deutschland zeigt Anzeichen von Belebung. Die Preise sind rückläufig, während die Zinsen stabil bleiben, was die Nachfrage nach Darlehen für Häuser, Wohnungen und Gewerbeimmobilien antreibt. Trotzdem bleibt der Markt tief gespalten.

Der deutsche Immobilienmarkt scheint sich allmählich zu erholen. Obwohl die Preise in letzter Zeit stärker gesunken sind, haben Banken im Sommerquartal erneut verstärkt Immobilienkredite vergeben. Aktuelle Daten des Verbands der Pfandbriefbanken (VDP) zeigen, dass es der dritte Anstieg in Folge war, sowohl für Wohn- als auch für Gewerbeimmobilien, im Vergleich zum jeweiligen Vorquartal. Dennoch liegt das Minus im Vergleich zum Vorjahreswert immer noch bei über 20 Prozent.

Zitat VDP-Geschäftsführer Jens Tolckmitt: „Das Geschäft mit den Immobilienfinanzierungen bewegt sich nach wie vor auf verhaltenem Niveau.“ Das absehbare Ende des Zinsanstiegs gibt Privatleuten und Profis jedoch offenbar „zusehends wieder mehr Planungssicherheit“. Die Europäische Zentralbank legte im Oktober erstmals nach mehr als einem Jahr und zehn Erhöhungen eine Zinspause ein. Die Kreditkosten für private Bauherren und Immobilienkäuferinnen sind zuletzt leicht gesunken, beispielsweise von gut 4,2 auf knapp unter vier Prozent für ein Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung.

Markt bleibt gespalten: Profis im Aufwind, Private zurückhaltend

Trotzdem bleibt der Markt gespalten: Das Geschäft der Banken mit Privatleuten zog im Vergleich zum Frühjahr nur schwach um knapp sieben Prozent an. Hingegen stieg die Nachfrage nach Krediten für Mehrfamilienhäuser um mehr als 40 Prozent. Offenbar sind vor allem professionelle Bauträger und Investoren wieder verstärkt in den Markt eingestiegen, während Häuslebauer und -käufer weiterhin eher zurückhaltend sind. Die Preise sinken tendenziell, aber anscheinend noch nicht ausreichend, um die deutlich gestiegenen Kosten für die Finanzierung zu kompensieren.

Zitat Immobilienexperte Tobias Just von der Uni Regensburg: „Bisher spiegelten die Preisrückgänge den Zinsanstieg nicht hinreichend.“ Selbst im Geschäft mit Profis lag das Gesamtvolumen der neu vergebenen Kredite noch unter dem Wert aus dem dritten Quartal 2022.

Wohnungsbaukrise hält an, Gewerbeimmobilienmarkt vor Herausforderungen

Die Krise im Wohnungsbau ist nicht vorüber. Bis September wurden rund 77.000 Wohnungen weniger genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Bauunternehmen beklagen zudem eine Welle von Stornierungen älterer Aufträge, was das Geschäftsklima in der Branche auf neue Tiefststände sinken lässt.

Bei Gewerbeimmobilien bricht laut VDP vor allem das Geschäft mit Büros weiter ein. Im dritten Quartal wurden gut zehn Prozent weniger neue Kredite vergeben als im Frühjahr und mehr als ein Drittel weniger als im Vorjahr. Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass viele Mitarbeiter nicht vollständig in ihre Büros zurückgekehrt sind. Der Trend zum mobilen Arbeiten und Home-Office setzt sich fort, was zu einem steigenden Leerstand führt. Beobachter gehen davon aus, dass langfristig immer weniger Büros benötigt werden.